Epilog
Die
Geschichte des „Novecento“ wird uns in ewiger
Erinnerung bleiben.
Nicht eine
Aufführung, sondern ein Kunstwerk haben wir auf die Bühne gebracht, das alle
bis in die letzte Reihe tief berührt hat. Jeder einzelne von Euch, 121 junge
Menschen haben dazu beigetragen, dass es so kommen konnte. Ich bin sehr stolz
auf Euch, liebe Eltern, Sie können sehr stolz auf Ihre Kinder sein, unsere
Schule und die Schulen unserer Gäste können sehr stolz sein, dass es Euch gibt.
Die
Aufführungen waren die Krönung eines langen Weges.
Für mich
selbst liegen zwischen der Idee über das Manuskript bis hin zur Verwirklichung
für die Bühne 1 ½ Jahre, seit einem Jahr geisterte die Idee unter uns herum,
seit Herbst probierten wir aus, was geht, und entwickelten einzelne Partien.
Geprobt haben
wir seit Weihnachten in allen Ferien, viele Wochenenden, Freitag, Samstag,
Sonntag, und alle waren da.
Erst fünf
Tage vor der ersten Aufführung, Samstag bis Dienstag, konnten wir alle
einzelnen Teile unter einen Hut bringen, da wir erst an diesem Wochenende die
Turnhalle zur Verfügung hatten.
Was die
Gesamtproben bringen werden, hat mir persönlich die meisten schlaflosen Nächte
gebracht, war es doch ein riesiges Projekt mit 121 Personen, die es zu
dirigieren galt.
Dass es gut
werden wird, davon war ich immer schon überzeugt. Dass die Proben so
zielstrebig stringent auf das Ziel hin, reibungslos, voller Konzentration und
Elan abliefen, hat alle Außenstehenden nachhaltig beeindruckt, mich und alle
nur noch mehr bestärkt. Seit Dienstag 13 Uhr, am Ende des letzten
Gesamtdurchlaufs wusste ich, dass uns etwas Wunderbares gelingen wird.
Dass die
erste Aufführung aber dann solche Lawinen aller Art, emotionale, begeisternde,
überraschte, energetische v.a. durch die Jungs,
auslösen würde, damit hat keiner gerechnet, schon gleich gar nicht im Vorfeld
darüber nachgedacht, dass es so kommen würde.
Die Reaktion
des Publikums sowie der Besucher der weiteren Vorführungen waren phänomenal.
Für uns und
alle, die uns gesehen haben, waren es unvergessliche Abende, an die wir uns mit
80 Jahren noch erinnern werden. Wir haben die Seele berührt, nicht nur unsere
eigene, sondern die aller, die hier waren.
Einer für alle, alle für einen. Jeder trägt
den anderen mit seinen Gefühlen und Energien. Davon war schon immer unser Tun
geprägt. Alle haben die VIRGINIAN gebaut und sind über den wunderbaren, weiten,
majostischen Ozean gefahren, haben die Teller gedreht,
sind Einrad gefahren, haben geturnt und getanzt, sogar mit 8 Keulen jongliert,
geschauspielert, Klavier und Trompete gespielt. Und ich glaube, das Publikum
auch.
Alle waren mit ihrer Seele zu jeder Zeit an
allen Orten der Bühne.
Diese
vollkommene Identifikation mit allem, was wir getan haben, hat die Atmosphäre
der Gänsehaut geschaffen, die Erwachsene und selbst hartgesottene
Jungs zu Tränen gerührt hat.
Herrgott, habe ich
einen Kloß im Hals, ich hasse Abschiede, ich lache, so gut es eben geht, die
reinste Quälerei, (…), aber tief innen wissen wir alle (…), dass die Wahrheit
anders aussieht.
Die Wahrheit ist,
dass jetzt alles zu Ende geht und da nichts zu machen ist, es muss so kommen und jetzt kommt es so.
Eine unvergessliche Zeit geht zu Ende, eine
wunderbare Zeit, in der so viel geschehen ist, an allen Tagen, an denen wir uns
getroffen haben, zwischen den Zeilen, hinter den Kulissen, darüber könnte ich
ein Buch schreiben, Beziehungen, Bereicherungen, die wir nie missen möchten,
gerade in den letzten Wochen, Sternstunden, wie wir sie vor zwei Jahren in
unserer letzten Aufführung schon auf die Bühne gebracht haben.
„Auf dem Weg in die Zukunft schreiben wir
unsere eigene Vergangenheit.“ Wir haben
Geschichte für uns selbst und unsere Schule geschrieben, die uns weit und noch
lange tragen wird.
Sehr herzlich danke ich noch
einmal allen, die dazu beigetragen haben, dass dies alles so phantastisch und
in jeder Hinsicht ergreifend gelingen konnte.
Eure und Ihre Suzann Adams
P.S.: Und wir
alle sind noch nicht von Bord gegangen.
Wer diewunderschöne poetische Sprache des Novecento
erlebenwill, muss sich das Buch in der Übersetzung von Karin Krieger kaufen.
Gerade in der heutigen Zeit, in
der sich die Politik viele Gedanken macht um die Zukunft unserer Kinder, darf nicht vergessen, dass wir als Eltern
und Lehrer Verantwortung tragen, unseren Kindern eine Erinnerung zu geben.
Was ist
geblieben, wenn wir uns an unsere Schulzeit zurückerinnern? Was bleibt, wenn
dies unsere Kinder tun?
Es sind vor allem die
Erlebnisse, die betroffen gemacht haben, die berührt haben. Diese liegen aber
nicht allein in der Ratio und im Verstand, sondern im Gefühl und im Herzen.
Das ist Schule, wie wir sie uns
alle vorstellen: emotionale Erlebnisse,
die für das ganze Leben bleiben, gar nicht zu reden davon, was die Mädchen für das Leben lernen, welche
persönliche Entwicklung jede einzelne von uns in der Gruppe und vor allem auf
diesem Weg der Vorbereitung macht: Selbstvertrauen, Bühnenpräsenz, Sich-zurück-nehmen im Sinne der Gruppe, miteinander etwas
kreieren, nur Team-Arbeit ist gefragt, ein Geben und Nehmen im fließenden
Übergang.
Die Schule muss ein Ort der
Kreativität und Phantasie bleiben, die den Verstand beflügeln, ein Ort der
Heimat, wo die Seele zu Hause sein darf, in Zukunft mehr denn je. Dann kommt
vieles von ganz allein.
Das darf nicht vergessen werden.
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